Servicierte Ego-Zentrik versus Partnerschaft auf Augenhöhe

Alltagsbewältigung, Trophäen-Präsentation, Einzelkarrieren-Coaching und umfassende Entlastung von Familien- und Beziehungsarbeit – so sieht, wenn man einer Studie des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung glauben darf,  für den durchschnittlichen männlichen Aufsteiger die ideale Partnerschaft aus. Um die Frau an seiner Seite macht sich der hoffnungsvolle Jung-Manager angeblich keine Gedanken – so lange SIE funktioniert und ER mit ihrer Hilfe seine Ziele leichter erreicht. 

Die Frau, ihr Vermögen und ihre Arbeitsleistung zur uneingeschränkten Nutzung durch den Mann: es ist noch nicht lange her, da konnte eine Frau nur mit Zustimmung ihres Ehemannes einer bezahlten Arbeit nachgehen – bis 1976 konnte der österreichische Ehemann das Dienstverhältnis seiner Frau rechtswirksam kündigen. Die Geschichten von Frauen, die in der Ehe hilflos zusehen mussten, wie der Ehemann ihr in die Ehe eingebrachtes und/oder erarbeitetes Vermögen durchbrachte, ziehen sich zahllos durch die Jahrhunderte.

Der Verlust ihrer wirtschaftlichen und rechtlichen Selbstbestimmung war für viele Frauen Grund genug, keine Ehe einzugehen; das berühmteste Beispiel dafür ist Elisabeth I. von England. 

Frauen haben diese Problematik auch immer wieder klar aufgezeigt und sind für ihre Rechte eingestanden:
Olympe de Gouges schrieb 1791 beruhend auf der Forderung nach „Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit“ die „Deklaration der Rechte der Frau und Bürgerin“ – zwei Jahre später war sie hingerichtet.

Olympe de Gouges war eine  alleinerziehende Mutter und Autodidaktin, die sich „Mühe gegeben“ hat, in Politik und Philosophie erfolgreich zu sein – obwohl diese „nicht zu den Fächern“ gehörten, „deren Bearbeitung den Frauen ansteht“. 

Als weitsichtige und scharfe Denkerin, die sich neben der Gleichberechtigung der Frauen für soziale Maßnahmen für die ärmsten Teile der Bevölkerung, Bildung für alle Bevölkerungsschichten und für Frauen, für die Trennung von Kirche und Staat, für Strafrechtsreformen und gegen die Todesstrafe, für politische Kontrolle und Rechenschaftspflicht, freie Wahlen, eine Verfassung und die Abschaffung der Sklaverei einsetzte, erzielte Olympe de Gouges große öffentliche Aufmerksamkeit. 

Da sie auch die Gewalttätigkeit und das Blutvergießen der französischen Revolution kritisierte und gegen Robespierre und Marat anschrieb, wurde sie vom Revolutionstribunal zum Tode verurteilt. Am 3. November 1793 starb sie unter der Guillotine.

Eines ihrer Theaterstücke  „Moliére bei Ninon“ (1788) wurde nun von Viktoria Frysak auf Deutsch herausgegeben und lässt nicht nur die großen Männer des 17. Jahrhunderts in Frankreich auferstehen, sondern auch die schillernde Kristina von Schweden – ebenso wie Elisabeth I. eine gekrönte Frau, die die Ehe verweigerte, weil sie nicht der Willkür eines Mannes unterworfen sein wollte.  

Wenn man die lange Tradition der relativ komplikationslosen Nutzung von Frauen für die Karriere-Ziele von Männern bedenkt, wundert es nicht, dass Männern eine Partnerschaft auf Augenhöhe so schwer fällt. Umso wichtiger sind die diversen strukturellen Maßnahmen wie die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern, wie ein Frauenministerium, das sich einmischt und nicht Ruhe gibt, ebenso wie die ständige öffentliche Gender-Diskussion und Role models für beide Geschlechter abseits der traditierten Rollenklischees.

Denn letztendlich gewinnen mit einer verantwortungsbewussten Partnerschaft Frauen und Männer  ein erfüllteres Leben.