1 Monat nach Köln – Business und Frauen

Wenn ich bisher über die Einschränkung von Frauen im Business gesprochen hatte, hatte ich immer die mangelnden Aufstiegschancen oder die geringere Entlohnung von Frauen im Fokus. Nie hätte ich gedacht, dass hier in Mitteleuropa die schlichte Bewegungsfreiheit von Frauen im öffentlichen Raum in Gefahr sein wird. Diese ist aber die Grundlage jedes Wirtschaftens, denn Wohlstand braucht Bewegungsfreiheit: Umso mehr Menschen auf einem Markt sind, desto besser laufen die Geschäfte, je mehr Vertrauen Menschen in ihre Sicherheit auf der Straße haben, desto öfter gehen sie aus, nützen die Angebote von Gastronomie, Freizeiteinrichtungen etc. Und je häufiger die Kassa in verschiedenen Unternehmen klingelt, desto besser ist die Stimmung und desto höher ist der Lebensstandard im Land.

Wenn Frauen in zunehmenden Maße Beschränkungen erfahren, und sei es nur durch die Angst im Kopf und die daraus resultierende kluge Vorsichtsmaßnahme, kein Risiko einzugehen und zuhause zu bleiben, dann beschränken wir wirtschaftliches Wachstum. Zuerst werden die Existenzgrundlagen von Frauen und alleinerziehenden Müttern reduziert, dann wird es alle in unserer Gesellschaft treffen – auch die Männer, als Unternehmer und Arbeitnehmer.

Die Ereignisse in Köln sind nun ein Monat her, die Empfehlung von Polizeiverantwortlichen, als Frau nur mit männlichem Begleiter außer Haus zu gehen, wurde vor ca. 3 Wochen gegeben ebenso wie die Durchhalteparole der Innenministerin, Frauen würden ihr Recht auf öffentlichen Raum nicht aufgeben. Nur: Wer setzt dieses Recht durch? Soll sich jede Frau, die nicht gerade einen vertrauensvollen Mann an ihrer Seite hat, bewaffnen? Wahlweise mit Pfefferspray oder einem Kampfhund? Vielleicht am besten mit beidem, denn sicher ist sicher?

Von den Konzepten zur Förderung der Sicherheit von Frauen auf der Straße und in öffentlichen Verkehrsmitteln zu allen Tages- und Nachtzeiten, die unabhängig von Flüchtlingswellen Verbesserungsbedarf hat, habe ich bisher nichts gehört. Bemerkt habe ich zumindest in der Bundeshauptstadt Wien auch keine. Die Verunsicherung von 51% der Bevölkerung wird anscheinend anstandslos in Kauf genommen.

Vielleicht war ich in den Medien zu unaufmerksam. Auf der Straße kann ich mir das nicht mehr leisten.
Sicherheitshalber bleibe ich jetzt nach Einbruch der Dunkelheit zuhause.