Risiko Frau in der Politik?

Politik ist jener gesellschaftliche Bereich, dessen Kerngeschäft das Networking ist: Menschen, die in verantwortungsvolle Positionen gewählt werden wollen, benötigen vielfache Netzwerk-Kontakte und müssen diese auch ganz gezielt einsetzen können und wollen.

4 Hindernisse für Frauen

Nach aktuellen Studienerkenntnissen von zwei Professorinnen an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Hessen, Karin Kreutzer und Marjo-Riitta Diehl, und der Unternehmensberaterin Elena Greguletz liegt im Netzwerken für Frauen eine besondere Herausforderung, weil sie dafür vier Barrieren überwinden müssen:

  1. Zeitkonflikt zwischen Beruf und Familie
  2. Ausgrenzung aufgrund ihres Geschlechts
  3. Sozialorientierte Moralität und Authentizität
  4. Unterschätzung des Wertes der eigenen Beiträge

Selbst wenn Frauen diese Hindernisse bezwingen, wartet in der Politik noch eine weitere große Überzeugungsaufgabe auf sie. Machtpositionen sind nämlich sprachlich und damit auch im Denken der Wählerschaft männlich positioniert. Diesem quasi vorgefertigten Bild in den Köpfen der Menschen können Frauen einfach nicht entsprechen.

Kognitions- und Sprachwissenschaftler des M.I.T., der Universität von Potsdam und der Universität von Kalifornien, San Diego, untersuchten diese Effekte im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl 2016.

Bilder im Kopf

Roger Levy vom M.I.T. und Titus von der Malsburg von der Uni Potsdam konnten die Vorurteile der Menschen gegenüber einer Frau als US-Präsidentin objektiv feststellen. Von der Malsburg vermutet, dass Frauen viel mehr als Männer aufwenden müssen, um Menschen von ihrer Eignung für eine politische Führungsfunktion zu überzeugen. Levy meint, dass wir alle neue Konzeptionen von Menschen in Machtpositionen brauchen, wenn Frauen in diese Funktionen kommen sollen.

Angesichts dieser mannigfachen Herausforderungen, die eine Partei mit einer Frau als Spitzenkandidatin zu bewältigen hat, kann man sich vorstellen, dass dieses Risiko ungern aufgenommen wird – sowohl von der individuellen Frau selbst, als auch von der Organisation hinter ihr.

Raus aus der Spirale!

Was können wir – Frauen und Männer – also tun, um Frauen-Perspektiven in die Politik und Frauen in Machtfunktionen zu bekommen?

Ich denke, wir benötigen mehr Unterstützung, für Frauen, die sich in diese neue Rolle wagen. Wir sollten ihnen auch Mut machen, ihre Sichtweisen anzusprechen. Wir sollten diese sogar von ihnen einfordern, falls sie sich nicht trauen, die üblichen Themenpfade und Verhaltensweisen zu verlassen.

Und möglichst viele Frauen sollten selbst mutig sein, aufstehen und für ein Amt kandidieren. Nur dann haben wir die Chance, dass Frauen in der Politik nichts Besonderes mehr sind und wir auch die Sichtweisen der zweiten 50% in zukunftsweisende Entscheidungen aufnehmen.