Gut vorbereitet durchstarten nach der Krise

Dipl.Ing. Christina Thomar, Marketingberaterin, Autorin, Verlegerin und Direktvertriebsberaterin, im WomenTalkBusiness-Gespräch

For English click here

Christina, Du bist nicht nur Unternehmerin, Du hast ja auch zwei Kinder: Wie managt man home office und Teenie-Betreuung rund um die Uhr? Wie organisiert Du Dich, damit alle zufrieden sind? 

Klare Tagesstrukturen sind essentiell: Aufstehen immer um dieselbe Zeit, gemeinsames Frühstück, gemeinsamer Sport (Laufen im Wald oder Gymnastik zu Hause) helfen dabei. Dann werden die Aufgaben wahrgenommen. Jeder zieht sich an seinen Computer zurück und arbeitet bis es eine gemeinsame Jause gibt. Dann nochmals zu e-learning oder zoom calls / webinars an die Computer / Laptops.

Die Schule unserer Kinder ist gut vorbereitet, das System Moodle wird verwendet. Nach anfänglicher Überlastung funktioniert das System gut, die Kinder kennen sich aus, was sie tun sollen und bis wann. Es gibt fast nichts zum Ausdrucken. Ich höre von anderen Schulen, in denen sehr viele Formulare ausgedruckt, von den Schülern ausgefüllt, eingescannt und wieder zurückgeschickt werden müssen. Das entfällt bei uns komplett!

Das Mittagessen wird aufwändiger und gesünder (als vor der Auszeit) gemeinsam zubereitet. Ausführliche Gespräche während der Mahlzeiten halten alle am Laufenden. Nach dem Mittagessen heißt es Vitamin D tanken, raus an die Sonne, rauf aufs Trampolin, Fußball spielen im Garten, eine Runde mit dem Hund, Gartenarbeit, Lesen von Zeitungen und Zeitschriften.

Und abends gibt es öfters als sonst einen gemeinsamen Film, da die üblichen Sportstätten geschlossen sind. Oder die ganze Familie spielt Karten. Auch ins Bett gehen wir ca. um dieselbe Zeit wie sonst, damit wir alle genügend Schlaf bekommen. Denn auch das stärkt unser Immunsystem.  

„Ich versuche, die Krise positiv zu sehen, bin ein lebensbejahender Typ. Jetzt heißt es Aufräumen, Ausmisten, Planen, um die erzwungene Auszeit bestmöglich zu nützen. Aber auch bewusst Zeit mit der Familie zu verbringen. Denn es wird demnächst wieder weitergehen, es ist nur noch nicht klar, wann!“

 

Wie bringst Du Dein Geschäft sicher durch die Krise? Diversifikation versus Fokussieren in Zeiten wie diesen?

Im Studium lernte ich, dass nur das Fokussieren auf einen Bereich des Arbeitslebens den wirklichen Erfolg bringt. Bei mir war das jedoch bald anders in meinen beruflichen Tätigkeiten. Immer wieder faszinierten mich neue Bereiche. In meiner Selbständigkeit konnte ich das nun auch leichter umsetzen bzw. zulassen.

Und wie hilft das jetzt in der Krise?

Ein Bereich läuft bei mir krisenunabhängig weiter. Meine Bücher verkaufe ich hauptsächlich online, über Verlage, Agenten, über Vertriebsgesellschaften. Dieser Verkauf zieht eher an als dass er schwächelt. Hier kann ich jetzt durch gezielte Marketingaktionen für mehr Verkauf aktiv werden.

Ein zweiter Bereich ist leider komplett zum Erliegen gekommen, der Direktvertrieb. Es ist derzeit gesetzlich untersagt, in Österreich im Direktvertrieb tätig zu sein. Hier heißt es also Null Umsatz. Hier werde ich die Zeit nutzen, bestehende Kunden zu kontaktieren und Neukunden Listen zu erstellen, um rasch starten zu können, wenn Direktvertrieb wieder möglich ist.

Der dritte Bereich – Unternehmensberatung / Marketing – wirft derzeit zwar auch keinen Umsatz ab, aber hier kann ich bereits mit Partnern oder alleine Konzepte / Projekte ausarbeiten, damit es nach der Krise wieder schneller weitergeht.

Berufliches Netzwerken in der Krise – wie geht das ?

Seit Anfang 2019 bin ich als Unternehmerin u.a. aktiv im internationalen Unternehmernetzwerk BNI (Business Network International), üblicherweise treffen wir uns wöchentlich, um uns in unseren Geschäftsbereichen zu unterstützen. Wir empfehlen uns gegenseitig und lernen uns besser in Vieraugengesprächen kennen.

Das weltweite Netzwerk BNI hat schnell reagiert auf die globale Krise: es gibt wöchentliche webinare, zoom calls. Die Mitglieder treffen sich zusätzlich dazu online zu Vieraugengesprächen, und es wird versucht, auch weiterhin Empfehlungen auszusprechen. Was eben momentan möglich ist.

In dieser Zeit werden wir alle unterschiedliche digitale Möglichkeiten besser kennenlernen, sie selbstverständlicher einsetzen, und auch darüber werden sich weitere Möglichkeiten und Chancen ergeben, die wir heute noch gar nicht erkennen.

Noch weiß niemand, wie wir auf diese Auszeit zurückblicken werden. Was können UnternehmerInnen aber jetzt jedenfalls tun?

Nutzen wir diese Zeit, um Ordnung zu schaffen, in unserer Ablage, in unserem Geschäft. Neue Konzepte anzudenken und vorzubereiten und auch, endlich mal ein gutes dickes Buch zu lesen, ein neues Rezept nachzukochen, (m)eine Geschichte zu schreiben. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Vielen Dank für Deine Tipps, liebe Christina!

DI (FH) Christina Thomar ist seit über 10 Jahren selbständig tätig und in der Wirtschaftskammer gleich mit drei Gewerbescheinen aktiv:

Christinas Mann ist ebenfalls selbständig, die Kinder gehen beide aufs Gymnasium (13 und 15 Jahre alt).