The Silicon Valley Method

Woher kommt also so viel Unternehmergeist ins Silicon Valley? Ist das Zufall oder geplant? Bleibt das von alleine so oder muss man auch in Zukunft etwas dafür tun? Und tut irgendjemand etwas?

Unternehmerisches Handeln und Innovationen entstehen immer an der Schnittstelle von vielen verschiedenen Einflüssen, das zeigt uns die Geschichte von allen berühmten Handelsplätzen, sei es Venedig, Istanbul, Hongkong, New York City oder eben das Silicon Valley.

Die verschiedenen Einflüsse im Silicon Valley waren und sind – auf der Basis einer freien und offenen Gesellschaft – die Unternehmen, der Staat und die Universitäten.

Die beiden berühmtesten Universitäten sind die öffentlich-rechtliche Berkeley und die private Stanford University. Beide haben gemeinsam, dass sie zwar innerhalb ihrer Organisation verschiedene Fakultäten haben, wie zum Beispiel Business, Law oder Technology, aber diese verschiedenen Perspektiven ganz bewusst miteinander vernetzen und Schnittstellen schaffen, um Innovationen und Unternehmen zu entwickeln.

In Berkeley wurde dafür ein eigenes Center begründet: Das Sutardja Center for Entrepreneurship & Technology.

Dort werden StudentInnen durch erfolgreiche Serial Entrepreneurs aus der Praxis darin unterrichtet, wie sie ihr Wissen in marktfähige Produkte umwandeln können. Dabei wird auf die Interdisziplinarität besonders viel Wert gelegt, da in der Wissensvielfalt und der Betrachtung aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Schlüssel zum Erfolg liegt. Das Bild oben gibt einen Überblick zur Arbeitsweise des Centers.

Auch wenn wir nicht so einfach an den dortigen Kursen teilnehmen können, so können wir zumindest alle einen Test im Internet machen und unseren Berkeley Innovation Index herausfinden.

In Stanford ist der Accelerator StartX geschaffen worden, um StudentInnen und Lehrenden bei der Etablierung ihres Start-ups zu unterstützen.

Beiden Initiativen dieser Universitäten ist gemeinsam, dass sie sehr bewusst den Kontakt zur Industrie und vielfältigen KooperationspartnerInnen suchen.

Bemerkenswert finde ich, dass es in diesem Umfeld als wichtiger Schritt auf der Karriereleiter gilt, wenn man ein Start-up (mit-)begründet hat – selbst dann, wenn man damit in Konkurs gegangen ist. Denn hier zählen die Erfahrungen, die man im Umgang mit potentiellen KundInnen und InvestorInnen und selbstverständlich auch mit der Führungsarbeit und der Unternehmensleitung gesammelt hat. Damit werden Versagensängste minimiert und der Unternehmergeist wird beflügelt.

Für den Innovationsexperten Henry Etzkowitz, der den Begriff „Entrepreneurial University“ und die „Triple Helix“-Analyse entwickelt hat, gibt es schon heute Anzeichen für ein Auseinanderfallen der bisher so erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen den Universitäten, der Politik und den Unternehmen. Er sieht zu viele Egoismen und zu wenig „give and take“ zwischen diesen drei für ein innovatives Klima wesentlichen Sphären. Etzkowitz ist davon überzeugt, dass, wenn sich keine einflussreiche Persönlichkeit diesen Schuh anzieht und alle an einen Tisch bringt, damit sie sich ihres gemeinsamen Interesses bewusst werden, der für Innovationen notwendige Austausch blockiert wird und sich das Silicon Valley damit seiner Erfolgsmethode selbst beraubt.

Als der Professor dies erläutert, muss ich an einen Freund denken, dem ich im Vorfeld von dieser Reise erzählt habe und der meinte, dass das Silicon Valley nicht mehr der wirkliche Innovations-Hotspot auf der Welt wäre. Dieser wäre schon längst in China zu finden. Vielleicht sollte ich meine nächste Recherchereise tatsächlich dorthin unternehmen…

Stay curious!
Sabine