Geldverdienen in der Krise

Mag. Barbara Huber, Gründungsberaterin, Wirtschaftstrainerin und Bilanzbuchhalterin, im WomenTalkBusiness-Gespräch

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Welche Auswirkung hat COVID-19 auf Dein Business?

Gründungsberatung:
Derzeit finden keine Gründungen statt. Die große Unsicherheit, wie lange die Pandemie dauern wird, lässt die Menschen in unserem Land vorsichtiger werden, hier habe ich deshalb einen vollen Umsatzeinbruch zu verkraften.

Wirtschaftstraining:
Nach einem anfänglichen Totaleinbruch durch die Absage von Veranstaltungen erholt sich das Business langsam wieder. Viele Bildungsinstitute und Kongress wählen den Weg der Digitalisierung und halten ihre Veranstaltung online ab. Ich stehe vor der Herausforderung neue Trainingstools anzuwenden, meinen Unterricht anders zu gestalten und gleichzeitig die Technik zu beherrschen, die mir meine Existenz sichert

Bilanzbuchhaltung:
Derzeit ist dieses Business nicht betroffen, allerdings bleibt ein Einbruch zu erwarten, da meine Klientel keine Umsätze generiert und damit auch keine oder nur geringe Belegverbuchung benötigt.

Letztlich wird es an der Flexibilität der einzelnen Unternehmen liegen, ob sie gut durch die Krise kommen. Wenn möglich, leiste ich meinen Beitrag durch Beratung und hoffe, dass mein Mission Statement „die Steigerung der Überlebensquote der österreichischen Unternehmen“ nicht durch COVID-19 einen herben Rückschlag erlebt.

 

Welche Herausforderungen haben Deine Klientinnen und Klienten zu bewältigen?

Meine Klientel steht vor zwei großen Herausforderungen:

  1. Finanzielle Engpässe
  2. Transfer des bestehenden Geschäftsmodells

Zuerst ist die Verunsicherung meiner Klientel riesig. Viele Unternehmer/innen können zum heutigen Zeitpunkt (Stand 23.3.2020) keine Zuschüsse seitens der Wirtschaftskammer oder anderer Förderstellen einreichen. Sie erfüllen die Voraussetzung nicht, da sie entweder kein Kammermitglied sind oder noch nicht lange genug am Markt bestehen. Die Bundesregierung hat zwar Maßnahmen im Rahmen des Härtefallfonds versprochen (allerdings sind die genauen Anforderungen, um Auszahlungen zu erhalten, seit mittlerweile einer Woche unklar). Viele befürchten, dass auch dieser Fonds keine Mittel für sie bereitstellen kann und falls doch – die bereitgestellten Gelder zur Abdeckung der finanziellen Engpässe bei weitem nicht ausreichen.

Die bestehenden Hilfestellungen durch Überbrückungskredit werden durch Unternehmer/innen sehr kritisch aufgenommen. Ich kann diese Ansicht nur unterstreichen. Meiner Meinung nach handelt sich hierbei nur um eine Verschiebung des Problems. Wenn ich jetzt einen Kredit aufnehmen muss, um meine finanziellen Verpflichtungen zu zahlen, muss ich zu einem späteren Zeitpunkt den Kredit zurückzahlen. Derzeit ist aber noch unklar, wie lange die Sperren aufrecht bleiben (welchen Zeitraum ich also überbrücken muss) und je nach Länge, ob ich überhaupt die Möglichkeit habe, meine versäumten Umsätze nachzuholen.

Gerade im Bereich der Künstler/innen und Trainer/innen bleibt dies zu bezweifeln. Dauern die Maßnahmen bis in den Mai an (die Frist bis 13.4 ist ja wieder nur eine vorläufige), kann erst im Sommer theoretisch wieder voll gearbeitet werden. Die Sommermonate sind aber für diese beiden Branchen „tote Hose“. Die „Durststrecke“ verlängert sich daher in den Herbst. Eine Tatsache, die viele Unternehmen nicht überleben lassen wird.

Wie klappt denn der Transfer in ein neues Geschäftsmodell?

Mit diesem Wissen im Hintergrund versuchen viele Unternehmen ihr Geschäftsmodell zu verändern. Erste Änderungen sind schon sichtbar:

  • Zulieferbetriebe für Gastronomie oder Großunternehmen liefern an eine neue Zielgruppe, nämlich an Privatpersonen
  • Kongresse und Trainings werden online abgehalten, obwohl bis dato von vielen Veranstaltern jeglicher Live-Stream kategorisch abgelehnt worden ist
  • Der Gutscheinverkauf wird als neue Alternative anerkannt. Mittlerweile gibt es einige Onlineplattformen, die Unternehmen ermöglichen, sich mit ihren Produkten einzutragen. Auch die WKO hat ein neues Zertifikat entwickelt, die ihre Mitglieder auf dem Firmen A-Z als Onlinehändler oder -berater auszeichnet

Was sind aus Deiner Sicht die wesentlichen Fragen, die noch offen bleiben müssen?

Wie sich diese Veränderungen auf die Zeit „danach“ auswirkt, bleibt abzuwarten. Werden wir eine Rückkehr in alte Modelle erleben oder werden neue Modelle erhalten bleiben?

Und eine weitere Frage stellt sich in diesem Wandel: Werden alle Unternehmen diesen Transfer des Geschäftsmodells schaffen oder werden viele auf der Strecke bleiben? Werden sich nur die finanziell bessergestellten Unternehmen behaupten oder macht „größere Not erfinderischer“?

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Barbara!

Und alle LeserInnen, die gerne auf Barbaras Knowhow zugreifen möchten, schicken ihr am besten gleich ein E-Mail. Barbaras Website findet Ihr hier.