Nicht für den Hafen gebaut!

Gabi, Du hast nach 21 Jahren Agenturleitungs-Erfahrung mit viel Herzblut 2016 Deine eigene kleine, aber feine Werbe- und Medienagentur neu plus herz gmbh in der Wiener Josefstadt gegründet. Wie hat Covid-19 Dein Business verändert?

Zunächst galt und gilt: Die Gesundheit und die Sicherheit meiner Mitarbeiter stehen an oberster Stelle. 

Die erste Herausforderung war unsere gesamte Kommunikation und unsere Zusammenarbeit ins Home-Office zu verlagern.

Als Digital-Agentur sind wir natürlich auch virtuelles Zusammenarbeiten gewohnt und somit haben wir die Umstellung auf Home-Office sehr gut gemeistert. Die Mitarbeiter wurden mit ihren Rechnern ins Taxi gesetzt und nach Hause gefahren. 

Seither haben wir jeden Werktag um 11:00 eine Video Konferenz wo aktuelle Themen und Projekte besprochen werden.

Da das Team gewohnt ist selbständig und unabhängig zu arbeiten, funktioniert die Abwicklung von Projekten problemlos. 

Dennoch ist auch eine neue Erfahrung für alle – die Zusammenarbeit funktioniert blendend und wir werden, auch nach dem Aufheben der Corona Einschränkungen sicher eine neue Art der Zusammenarbeit definieren.

Natürlich sind es keine leichten Zeiten – wir haben Umsatzrückgänge von 30-50% – aber als Unternehmerin habe ich schon immer auf ausreichend hohe Rücklagen geachtet und davon profitieren wir jetzt.

Ein Liquiditätsproblem, wie viele anderen Unternehmen, haben wir (aktuell) nicht.

Wie wichtig ist jetzt ein gutes Mindset? 

Gerade jetzt ist eine positive Einstellung sehr wichtig. Man hat doch schon verloren, wenn man sich jetzt in Endzeit-Ängste reinsteigert.

Als Unternehmerin bin ich täglich gefordert neue Situationen zu erfahren, zu durchdenken, Lösungen zu finden und vor allem den Glauben an die Zukunft nicht zu verlieren. Das ist für die Mitarbeiter und auch für die Kunden sehr wichtig.

Jetzt heißt es ruhig bleiben und gelassen und reflektiert die nächsten Schritte punktgenau setzen. 

Welche nächsten Schritte wirst du setzen?

Zunächst werden wir die Möglichkeit des Arbeitens von zu Hause (oder wo auch immer) verstärkt einsetzen. Gerade in der Kreativbranche ist man nicht ortsgebunden und die Freiheit beflügelt so manche gute Idee mehr als am Schreibtisch zu sitzen. 

Außerdem sollte auch das Arbeitszeitmodell hinterfragt und angepasst werden. Eine 30/35 Stunden Woche bei vollem Lohn zeigt sich als mach- und umsetzbar und wir werden eine Testphase sicher überlegen. 

Hast du einen Tipp, den du Unternehmerinnen mit auf dem Weg geben willst?

Positiv bleiben! Vorausschauend planen! Entscheidungen treffen! Nicht den Mut verlieren! Klar Kommunizieren! 

Ein Schiff wurde nicht für den Hafen gebaut – als Unternehmerin ist es meine Aufgabe auch in wilden Zeiten das Schiff und die Besatzung sicher von einem Ort zum nächsten zu bringen. Dessen sollte sich jeder UnternehmerIn bei der Gründung bzw. der Entscheidung zur Selbstständigkeit bewusst sein. 

 

Sehr wichtig ist es auch unterschiedliche Informationsquellen zur Entscheidungsfindung heranzuziehen. Das Angebot an unterschiedlichsten Informationen – von der Verschwörungstheorie bis zur kompletten Realitätsverweigung ist mannigfaltig und man ist immer gefordert – auch ohne Glaskugel – den Blick klar und gelassen zu halten. 

.. und nicht zu vergessen – in diesen Zeiten der Unsicherheit – klare Entscheidungen treffen und diese klar kommunizieren.

Was rätst Du Deinen KundInnen?

Ganz wichtig ist es, immer wieder ein Lebenszeichen von sich zu geben! Auch wir tun das – vor allem in den sozialen Medien.

Was sind die häufigsten Fragen an Dich als Unternehmerin?

Wie geht’s der Agentur? Wie stark leidet ihr unter der Krise? Sind noch alle Mitarbeiter im Team?

Und was antwortest Du darauf?

JA – wir sind noch da, JA – wir arbeiten noch immer mit unseren hohen Qualitätsansprüchen, NEIN – wir werden nicht „untergehen“! 

Wie geht’s Dir persönlich in dieser Krise? 

Nach der ersten Schockstarre, dem Umzug ins Homeoffice und der Veränderung durch das Vermeiden von direkten sozialen Kontakten beginne ich der Situation auch Positives abzugewinnen. Es kommt zu einer deutlichen Entschleunigung, zu einer Hinwendung zur Regionalität – das empfinde ich als sehr positiv. 

Die Infragestellung der Globalisierung und des Neoliberalismus freut mich persönlich, denn es lässt eine längst notwendige Diskussion und Reflektion zu.

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Gabi! Alle, die sich über Dein Business und Dein Angebot informieren wollen, besuchen am besten die Website und finden aktuelle Updates auf facebook und Instagram.